Schon bevor aus uns eine Reisefamilie wurde, waren unsere Wege bereits ein Stück weit frei und selbstbestimmt. Weder mein Mann, noch ich waren so richtig im Hamsterrad gefangen.
Mein Mann hatte eine Bar in Thailand, auf einer kleinen Insel, auf der die Zeit sich nach der Sonne richtet. Dort lebte er seinen Traum mit Musik, Bananen- und Papayabäumen. Ich bin schon immer sehr viel gereist, wollte die Welt erkunden und den Weg zu mir selber finden. Die Vipassana Meditation hat mir dies ermöglicht.
Nachdem ich mich komplett frei und bei mir selber angekommen gefühlt habe, bin ich meinem Mann begegnet. Uns wurde schnell klar, dass wir diesen Weg nun gemeinsam, als Reisefamilie gehen werden. Mittlerweile sind wir seit über 3 Jahren gemeinsam, als Reisefamilie unterwegs. Zur Geburt unseres Sohnes planten wir einen längeren Stop in Deutschland ein. Thailand, Japan und der Süden Europas sind für uns schöne Orte zum Reisen und Leben.
Als Reisefamilie bevorzugen wir es entschleunigt zu reisen
Wir bevorzugen das entschleunigte Reisen, längere Zeit an einem Ort zu bleiben, die Leute und die Kultur kennenzulernen. Wir möchten unserem Sohn ein wenig Beständigkeit ermöglichen können, damit auch er sich an neue Orte gewöhnen kann. Einen Ort zu finden an dem wir uns wohl fühlen und eine Base erschaffen werden, wünschen wir uns für die Zukunft.
Wir beide sind freie Vögel – Regeln, Vorschriften und Machtverhältnisse lösen in mir ein ungutes, beklemmendes Gefühl aus. Ein Leben im System ist für mich unvorstellbar.
Wir vermeiden es bewusst- ein Teil des Systems zu sein
Die Vorstellung, dass mein Mann nach der Geburt einige Wochen später zur Arbeit gemusst hätte, stimmt mich unglaublich traurig. Er hätte von morgens bis abends nicht bei seinem Sohn sein können, nicht mit erleben können, wie er die ersten Schritte, die ersten Versuche zu sprechen und die ersten Erfahrungen mit Essen macht.
Wir haben Zeit gegen Geld eingetauscht
Dieses gewonnene Geld aufgrund der verlorenen Zeit würde unsere Familie nicht auch nur ein Stück glücklicher machen oder enger zusammen bringen.
Ein Haus voller Spielzeug und materiellen Gegenständen, einen gewissen Standard und Luxus zu haben, ist für die Mehrheit eine Traumvorstellung, gar der Sinn des Lebens.
Diese Gedanken erzeugen in mir eine tiefe Traurigkeit. Der Besitz von Dingen hat für uns kaum einen Stellenwert. Natürlich besitzen auch wir Gegenstände, haben einen Laptop, eine Kamera und Spielsachen, aber alles im Rahmen.
Für uns war es von Anfang an wichtig, dass wir beide für unseren Sohn da sein können.
In unserer kleinen Reisefamilie begegnen wir uns auf Augenhöhe. Alle Bedürfnisse, Wünsche, Träume und Ängste jedes Einzelnen werden beachtet.
Ein ‚ach, weine doch nicht, das tat doch gar nicht weh‘ oder ‚du bleibst so lange sitzen bis du aufgegessen hast‘, gibt es bei uns nicht. Gefühle werden respektiert und geachtet. Wir versuchen uns so oft wie es geht in die Lage der anderen Person hineinzuversetzen und einander somit besser verstehen zu können. Uns ist es wichtig, unsere Werte wie Nachhaltigkeit, die Liebe und den Respekt zur Natur und Toleranz allen Menschen gegenüber weiter zu geben.
Unser Alltag ist frei und bunt
Unser Alltag ist chaotisch und bunt. Feste Termine und Zeiten haben wir kaum. Von allen Seiten wird geredet, dass Kinder feste Routinen, Abläufe und Konstanten brauchen. Doch wer legt fest, was genau diese Dinge sind? Wer bestimmt, dass die Anwesenheit der Eltern nicht bereits eine ausreichende Konstante ist? Wer bestimmt, dass 3 Routinepunkte wie Frühstück, Mittag- und Abendessen nicht ausreichen?
Das, was zählt, ist doch ein authentischer Alltag, ausgeglichene und glückliche Eltern. Nur dann können die Kinder ausgelassen spielen und die Welt frei entdecken. Wir möchten uns nicht in Rollen stecken und Zwängen fügen. Unser Sohn soll so lange Kind sein, wie es nur möglich ist. Verpflichtungen werden viel zu schnell auf ihn zukommen – und genau aus dem Grund, versuchen wir so kindgerecht und entschleunigt wie möglich zu leben.
Unser Sohn zeigt uns seine Welt
Wir lassen uns von unserem Sohn durch eine unbekannte Stadt führen, er entscheidet den Weg, zeigt uns durch seine Augen die Welt. Er kann spontan entscheiden, ob wir zum Strand, in die Stadt oder auf den Spielplatz gehen.
Unser Sohn möchte nicht einkaufen? Gar kein Problem, dann machen wir es eben später.
Unser bedürfnisorientiertes Familienleben
Was ich euch vermitteln möchte, ist nicht, dass unser Sohn über unser Leben bestimmt, er das Sagen hat, oder wir uns gar alles von ihm gefallen lassen, „auf dem Kopf tanzen lassen“.
Nein, auch bei uns gibt es Regel. Regeln die die Bedürfnisse aller Menschen im Umfeld beachten.
Aber unsere Sichtweise auf Dinge ist vielleicht anders, viele Dinge sind uns einfach egal. Es ist egal, ob am Tisch oder auf dem Boden gegessen wird, ob die Anziehsachen schmutzig werden, ob das Eis vor oder nach dem Frühstück gegessen wird. Wir haben keinen Stress, müssen Dinge nicht zu einem gewissen Punkt erledigen – wir sind frei!
Auch das Schulthema beschäftigt uns
Wenn ich meine Gedanken etwas ziehen lasse, kommt das Schulthema auf.
Ein sehr schwieriges Thema, denn ich bin arg im Zwiespalt. Einerseits möchte ich meinen Sohn nicht in das System quetschen. Ich möchte nicht, dass er sich anpassen muss und etwas lernen muss, bloß weil es jemand vor einigen Jahren so festgelegt hat.
Unser Sohn soll aus freiem Willen lernen können, Dinge entdecken die aus seiner inneren Motivation heraus gelernt werden wollen. Seine intrinsische Motivation soll nicht durch externe Einflüsse unterdrückt werden.
Auf der anderen Seite sehe ich die große Verantwortung, die das freie Lernen mit sich bringt. Ich bin ganz ehrlich, ich weiß nicht, ob ich es mir / uns zutraue. Ich hoffe wir finden bis zu dem Zeitpunkt, an dem es wirklich ein ernstes Thema für uns werden wird, eine gute Lösung. Vielleicht finden wir bis dahin mehr Vertrauen in uns selber, um den Weg des freien Lernens gemeinsam meistern zu könne. Momentan wäre der Kompromiss eine freie Schule, oder Montessori Schule. Allerdings ist auch dort das richtige freie Lernen nicht vollständig möglich.
Unser Alltag
So sieht unser Alltag als Reisefamilie aus. Wir versuchen frei von Verpflichtungen, Stress und (fast immer) sorgenfrei zu leben. Wir möchten, dass unser Sohn sich komplett frei entfalten kann, sich ausprobieren und spüren kann. Seine Persönlichkeit darf sich ohne äußere Zwänge entwickeln.
Dieser Weg fühlt sich für uns Eltern richtig an. Wir können unseren Hobbys und Leidenschaften nachgehen – und ganz wichtig: ein Leben unter der Sonne und nah am Wasser.
Wir brauchen nichts anderes um glücklich leben zu können.
Falls ihr neugierig geworden seid – schaut gerne mal vorbei, und taucht ein in unsere Welt.
Ich freue mich auf euch!
Fühlt euch gedrückt, Janet!
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