Autark mit dem Wohnmobil campen zu können und dabei völlig unabhängig von Camping- und Stellplätzen zu sein, ist ein großer Freiheitszugewinn auf Reisen. Doch was braucht man wirklich, um über mehrere Tage frei stehen zu können? Seit 2019 machen wir regelmäßig Langzeitreisen mit unserem Wohnmobil und stehen dabei zu etwa 80 % autark und frei. In diesem Artikel findest du eine Zusammenfassung unserer Erfahrungen und eine Ausrüstungsliste, mit der sich jedes Wohnmobil oder Van so umrüsten lässt, dass ihr ebenfalls autark campen könnt.
Die Voraussetzungen zum autarken campen
Beim autarken Campen mit dem Wohnmobil gibt es vier elementare „Versorgungsbereiche“. Das sind Strom, Wasser (Trinkwasser / Brauchwasser), Toilettenentsorgung und die Entsorgung des anfallenden Mülls.
Strom
Um unabhängig vom Landstrom auf Campingplätzen zu sein, braucht ein autarkes Campingfahrzeug:
- Eine ausreichend dimensionierte Solaranlage.
- Eine auf den eigenen Durchschnittsverbrauch ausgelegte Aufbaubatterie.
- Solarladeregler.
- Wechselrichter, um auch Geräte wie z.B. einen Laptop nutzen zu können.
Das nutzen wir – unser Solar-Setup für autarkes Freistehen
Seit unserem Start 2019 nutzen wir dieses Premium Komplettsystem von Offgridtec* mit zwei 150 Watt Solarmodulen. Die Montage war dank der perfekten Anleitung und der Vollständigkeit aller notwendigen Teile, sehr gut selbst machbar. Wir haben das System lange mit zwei 100Ah Gelbatterien genutzt und hatten mit der Solaranlage selbst noch nie Probleme. Einzig die Batteriekapazität hat uns manchmal nicht ganz ausgereicht, wenn das Wetter ein paar Tage deutlich schlechter war.
Daher sind wir nun auf diese Lithium-Ionen-Batterie* (200 AH) umgestiegen. Damit sind wir so mega happy und haben gar keine Probleme mehr. Dafür war dann auch noch ein Wechsel des Ladereglers notwendig, da der alte nur für Blei-, Gel- und AMG-Batterien geeignet ist. Nun verwenden wir diesen MPPT Pro Duo Laderegler* und sind restlos zufrieden mit dem Setup. Mit dem aktuellen System kommen wir sehr gut aus und wir haben etwa folgenden Stromverbrauch: 4-6 Stunden Arbeit am Laptop, tägliches Aufladen von zwei Smartphones und gelegentliches Laden einer Drohne und Kameras. Der Laderegler kann sogar bei Stromüberschuss auch den Kühlschrank versorgen, sodass dieser nicht über Gas laufen muss und er kann zusätzlich die Starterbatterie aufladen. Letzteres ist bei längeren Standzeiten sehr praktisch.
Mit einem Wechselrichter kann die Spannung vom 12 V Bordnetz im Wohnmobil auf 230 V umgewandelt werden, damit normale technische Geräte benutzt werden können. Es gibt fest verbaute Varianten und „mobile“ Varianten, die einfach in die 12 V Steckdose eingesteckt werden können. Bei der mobilen Variante können maximal 150-170 Watt abgerufen werden. Zum Vergleich, ein Laptop „zieht“ etwa 30-80 Watt pro Stunde, je nach Auslastung. Geräte wie Stabmixer, Toaster, Föhn oder ähnliches mit einem wesentlich größerem „Strombedarf“ kann man damit nicht betreiben. Dafür benötigt man z.B. einen Wechselrichter von Ective* mit mehr Leistung und der direkt an der Aufbaubatterie angeschlossen ist.
Wir nutzen aktuell den „SI 15 (SI152) 12V Sinus-Inverter 1500W“* von Ective und sind mega glücklich damit. Wir lieben das Teil und können den Wechselrichter sehr empfehlen.
Autark mit dem Wohnmobil campen – Wasserversorgung
Wir haben einen 100 Liter Frischwassertank und einen entsprechend großen Grauwassertank verbaut. Damit kommen wir etwa 3-4 Tage aus (Kochen, Körperhygiene, Abwaschen). Wir filtern das Wasser zwar beim Befüllen des Tanks mit diesem mobilen Trinkwasserfilter*, aber wir nutzen es trotzdem nicht als Trinkwasser, da wir den alten Leitungen im Wohnmobil nicht trauen. Wir haben einen separaten Trinkwasserkanister. Den befüllen wir entweder mit ebenfalls gefiltertem Wasser von den Zapfsäulen der Entsorgungsstationen oder anderen Wasserquellen. Sollten wir ein ungutes Gefühl hinsichtlich der Wasserqualität haben, nutzen wir auch gekauftes Wasser in 8-10 Liter Kanistern aus dem Supermarkt. Wenn wir einen Spot gefunden haben, der wirklich schön ist und an dem man ungestört und sicher frei stehen kann, füllen wir auch gerne noch einige weitere Kanister mit Wasser und können so bis zu maximal 7 Tage autark stehen, wenn wir sehr sparsam mit dem Wasser umgehen.
Wer gerne Wasser aus dem Wohnmobil-Hahn trinken möchte, der kann auch direkt vor dem Küchenhahn einen weiteren Trinkwasser- Filter* installieren. So wird das Wasser beim Befüllen und vor der Entnahme gefiltert.
Es gibt auch noch günstigere und kreative DIY-Lösungen, mit denen man sogar Oberflächenwasser aus Seen und Flüssen nutzen kann. Hier gibt’s dazu alle Infos.
Eine weitere Alternative zu unserer Wasserversorgung ist eine Umkehr-Osmose-Anlage. Bei guter Wartung und Pflege kann dieses System sicheres Trinkwasser herstellen. Dagegen spricht, dass es sich um ein sehr sensibles System handelt und die Membranen verkeimen können.
Toilette
Eine eigene Toilette an Bord zu haben ist aus unserer Sicht auch eine Voraussetzung, um autark mit dem Wohnmobil campen zu können. Mit zwei kleinen Kindern ist die Klappspaten-Lösung für uns keine Option (schlechtes Wetter, abends Dunkelheit, dichter besiedelte oder touristische Gebiete). Begonnen haben wir klassisch mit einer Kassettentoilette in Kombination mit einer SOG-Entlüftung. Dank der SOG-Entlüftung konnten wir auf den Einsatz von Chemiezusätzen verzichten und daher die Kassette auch theoretisch in öffentlichen Toiletten entleeren. Aber in der Praxis haben wir eigentlich immer richtige Entsorgungsstationen oder Campingplätze angesteuert, um die Toiletten-Kassette zu entleeren. Bei vier Personen mussten wir allerdings alle 2-3 Tage eine Entsorgungsstation anfahren. Manche lösen, dass mit einer zweiten Wechselkassette und einer auslaufsicheren Box zum Verstauen.
Da wir aber auch gerne mal in der Nebensaison unterwegs sind, in der häufig viele Camping- und Stellplätze geschlossen haben, war es mit unter sehr nervig eine Entsorgungsstation zu finden. Daher sind wir mittlerweile auf eine Trockentrenntoilette umgestiegen und das war die beste Entscheidung und ein echter „Gamechanger“. Dank der Trenntoilette müssen wir nun nicht mehr alle 2-3 Tage den Stellplatz verlassen, um eine Entsorgungsstation anzufahren. Vorher war das immer der limitierende Faktor für die Zeit am Spot, bevor man wieder los muss. Nun ist der limitierende Faktor das Wasser.
Durch die Trockentrenntoilette brauchen wir lediglich eine öffentliche Toilette oder einen „Abwasser-Gulli“ und eine Restmülltonne für den Feststoffbehälter und beides haben wir bislang überall problemlos gefunden.
In diesem Blogartikel von uns findest du ein Fazit nach einem Jahr Trockentrenntoilette im Camper. Dort haben wir beschrieben, was exakt die Vor- und Nachteile für uns sind und wie stark die Geruchsbelästigung tatsächlich ist.
Es gibt fertige Trockentrenntoiletten in verschiedenen Preisklassen, z.B. diese Premiumvariante* oder diese etwas günstigere Trockentrenntoilette*. Alternativ gibt es Bausätze von verschiedenen Herstellern.
Wir haben unsere zu einem deutlich günstigeren Preis selbstgebaut und sind bis heute happy damit. Den Bau haben wir in einer Schritt-für-Schrittvideo-Anleitung bei YouTube dokumentiert.
Müll Entsorgung
Der letzte Punkt ist eher eine Anforderung an den Stellplatz zum Wildcampen als an das Wohnmobil oder den Van. Wir achten beim Wildcampen immer darauf den Platz sauberer zu hinterlassen als wir in vorgefunden haben. Dazu hört natürlich erstens, dass man nichts einfach in die Natur wirft / entsorgt und zweitens, sammeln wir auch regelmäßig Müll an den Plätzen. Meist suchen wir die Plätze auch nach dem Kriterium aus, dass dort eine öffentliche Mülltonne vorhanden ist. Wenn das nicht der Fall ist, lagern wir die Restmülltüte doppelt verschlossen im unteren Boden bis wir wieder unterwegs sind oder bringen sie mit dem Fahrrad zur nächstgelegenen Mülltonne.
Wenn du noch Fragen zum autarken Freistehen mit dem Van oder Wohnmobil hast, schreib sie uns gerne unten in die Kommentare.
Wir sind auch sehr zufrieden mit unserer Trockentrenntoilette! Sobald unsere jetzigen Batterien ganz aufgeben, müssen wir aber für neue sorgen und blicken uns schon mal um, was es so aktuell gutes gibt. Danke für eure Inspiration und diesen tollen Artikel!
Die VagabundenCrew
Hey, dass freut uns sehr. Wir sins bis jetzt sehr zufrieden mit der neuen Batterie. Euch weiterhin eine gute Reise. Ganz liebe Grüße Jasmin