Kann man ein Etagenbett für Kinder selbst ins Wohnmobil einbauen? Diese Frage stellten wir uns immer wieder, da wir für unsere größer gewordenen Kinder, die Schlafsituation ändern wollten. Bislang schliefen unsere beiden Söhne zusammen im Alkoven und wir Eltern bauten jeden Abend die Sitzecke im Wohnmobil zu einem Bett um. Die Kids signalisierten jedoch immer stärker, dass sie gern jeder ein eigenes Bett hätten. Ein Etagenbett wäre die Lösung.

Praktischerweise müssten wir dann auch nicht mehr jeden Abend umbauen. Nun gab es zwei Möglichkeiten, entweder wir verkaufen unser Wohnmobil und kaufen eines mit schon vorhandenem Stockbett oder wir bauen es einfach kurzerhand selbst in unser Wohnmobil ein.

Da wir sehr an unserem Camper hängen und wir bis auf die Schlafsituation fast wunschlos glücklich mit ihm sind, haben wir uns dazu entschlossen, selbst ein Etagenbett für die Kinder einzubauen. Unser Wohnmobil ist by the way ein Fiat Ducato von 2002 mit Euramobil-Aufbau.

Die Planung – Etagenbett für Kinder in ein Wohnmobil einbauen

Leider gab es im Internet sehr, sehr wenig Informationen von Leuten, die das schon gemacht haben. So überlegten wir zunächst, welcher Platz für das Etagenbett am sinnvollsten wäre. Wo im Camper können wir es mit dem geringsten Umbau-Aufwand einbauen und wo stört es am wenigsten? Schnell war klar, es gibt eigentlich nur einen Ort im Wohnmobil, der infrage kommt (siehe Bild).

Wie man dem Foto unschwer entnehmen kann, muss der Hängeschrank weichen, damit dort das obere der zwei Betten Platz findet. Für das untere Bett wollten wir das schon vorhandene Lattenrost des „Gästebetts“ bzw. der „Couch“ nutzen. Das obere Bett planten wir etwa auf Höhe der Matratze im Alkoven.

Allerdings waren wir sehr unsicher, ob der Hängeschrank nicht möglicherweise eine stabilisierende Funktion hinsichtlich der Statik des Aufbaus hat. Um die Sorge aus dem Weg zu räumen, haben wir durch Euramobil vermittelt einen Termin bei einem Fachhändler in unsere Nähe bekommen. Dort schaute man sich unser Vorhaben gründlich an und teilte uns mit, dass es hinsichtlich der Statik keinerlei Probleme gibt. Zusätzlich erhielten wir Tipps zum Abbau des Hängeschranks. Und genau das war dann auch anschließend der erste Schritt. Etwas Kopfschmerzen hat uns der Stauraum bereitet, der uns durch den Abbau des Hängeschrankes fehlen wird. Aber mit etwas Planung und Umstrukturierung der noch verbleibenden Schränke kamen wir dann doch problemlos aus.

Tatsächlich war der Abbau des Hängeschrankes ein recht aufwendiges Unterfangen. Nachdem wir alle offensichtlichen Verschraubungen gelöst hatten, bewegte sich der Hängeschrank keinen Millimeter. Das lag zum einen daran, dass es noch einige sehr versteckte Schrauben gab, der Hängeschrank „eingepresst“ zwischen Küchen-Hängeschrank und Alkoven war und zum anderen wussten wir nicht, dass der Hängeschrank mit zahlreichen zusätzlichen Schrauben an der Decke befestigt war. Diese Schrauben wurden allerdings bereits beim Bau des Wohnmobils vor dem Anbringen des Dachblechs verschraubt. Daher gab es für uns keine Chance, die Schrauben auf normalem Wege einfach herauszudrehen. Mit einer Mischung aus Vorschlaghammer und Hebeltechnik gelang es uns aber mühevoll, den Balken aus seiner Verschraubung in der Decke zu lösen. Die übrig gebliebenen Schrauben, die nun aus der Decke heraus guckten, flexten wir gerade ab. Damit war jetzt der Weg frei für den eigentlichen Bau des Etagenbetts.

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Baumaterial-Liste und Konstruktion des Etagenbetts

Ein kurzer Disclaimer vorweg: wir haben keinerlei handwerkliche Ausbildung genossen, noch sind wir sonderlich handwerklich begabt. Wahrscheinlich werden Menschen, die handwerklich wirklich etwas drauf haben, bei unserer Konstruktion die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Diesen Artikel schreiben wir vor allem aufgrund der vielen Nachfragen aus unserer Instagram-Community und weil wir anderen Familien mit einer ähnlichen Schlafsituation im Camper Mut machen möchten. Bei etwaigen handwerklichen „Fehlern“ bitten wir daher um Nachsicht. Uns ging es primär darum, günstig und schnell eine praktische Lösung zu finden.

Material-Liste

• 4 x stabile Vierkanthölzer als Eckpfeiler des Etagenbettes. Wir haben hierfür die 6 cm x 4 cm bei einer Länge von 200 cm gewählt.
• 2x etwas dünnere Vierkanthölzer für Stützen. Wir haben dafür 4 cm x 2.5 cm bei einer Länge von 200 cm genommen.
• 4 x Balkenschuhe. Ist zwar etwas „überdimensioniert“ laut einigen Handwerkern, aber wir wollten das obere Bett zu 100% sicher angebracht wissen. Eine simple Befestigung mit 1-2 langen Schrauben durch die Eckpfeiler hindurch, erschien uns auf Dauer nicht sicher genug. Zumal Kinder auch gerne mal in den Betten toben oder die Mama sich noch ab und zu mal für eine Kuscheleinheit dazulegt.
• Verschiedene Metallwinkel.
• Möglichst dünne und leichte Sperrholzplatten für die Verkleidung. Bei uns ist sie 0.5 cm dick.
• Stabile und dünne Holzlatten für das Lattenrost. Wir haben hierfür ein günstiges Ikea-Rolllattenrost genommen und auf die benötigte Länge gekürzt.
• Umweltfreundlichen und möglichst schadstoffarmen Lack.
• Schrauben in verschiedenen passenden Variationen.
• 2x Lese-Lampen mit USB-Ladestation* für Tablet und Co.
• Kaltschaummatratzen mit individuellen Maßen. Wir haben in diesem Online-Shop bestellt.

Kosten – Etagenbett für Kinder in Wohnmobil einbauen

Insgesamt haben wir für das Material gute 350 € ausgegeben und für den Bau die Nachmittage einer Woche benötigt.

Maße und Dimensionen des Etagenbettes

Auf eine genaue Zeichnung mit allen Maßen verzichten wir an dieser Stelle, da sie für jeden, der ebenfalls ein Etagenbett in sein eigenes Wohnmobil einbauen möchte, komplett unterschiedlich ausfallen dürften.

Unsere Kids haben in den Betten eine Liegefläche von 65 cm x 200 cm bei einer Sitzhöhe von 72 cm. Die Liegebreite hört sich zunächst recht wenig an, aber selbst Jonas als erwachsener Mann mit einer Größe von 1.83m hat schon im unteren Bett ohne Probleme geschlafen, als eines der Kinder krank war und die Nähe der Mama brauchte.

Einbau des Etagenbettes für Kinder ins Wohnmobil

Im ersten Schritt haben wir das Grundgerüst (tragende Eckpfeiler) des Etagenbettes mit dem Wohnmobil und mit sich selbst stabil verschraubt. In der Rückschau würden wir empfehlen, vorab die Kanten des Holzes mit Schleifpapier zu brechen und das Holz zuerst zu lackieren und erst am Anschluss zu verbauen. Ist deutlich sauberer und exakter als es hinterher zu machen.

Im zweiten Schritt haben wir uns dann daran gemacht, die Balkenschuhe an den Eckpfeilern zu befestigen und die Querbalkan zu verschrauben. Die Querbalkan haben wir dann noch abgestützt mit den dünneren Vierkanthölzern. Hier wollen wir auch die Sperrholzabdeckung anbringen.

Kleiner Nachteil des Etagenbettes ist die Verdeckung des Fensters zum Teil. Aber das Fenster inklusive Verdunklung lässt sich nach wie vor problemlos öffnen und schließen. Somit können wir es weiterhin zum Lüften nutzen und es lässt das Tageslicht hinein.

Als Nächstes haben wir dann mit den übrigen Schnittresten der Vierkanthölzer das Gerüst für den Rausfallschutz gebaut und die Latten des Lattenrostes fest geschraubt. Mithilfe der alten Sitzpolster der „Couch“ haben wir dann auch schon den ersten praktischen Stabilitätstest des oberen Bettes unternommen und die Konstruktion hat glücklicherweise bestanden.

Nun ging es daran, die Sperrholzplatten für die Verblendung des Bettes anzubringen. Im Anschluss haben wir dann alles weiß lackiert und die Lese-Lampen für die Kinder noch angebracht. Zu guter Letzt mussten wir nur noch die online bestellten Matratzen einsetzen und beziehen. Als Leiter zum oberen Bett haben wir Aussparungen in die Sperrholzplatte gesägt. Da dies allerdings nicht besonders „Fuß freundlich“ zum Klettern ist, müssen die einzelnen Aussparungen noch abgepolstert werden.

Langzeittest und Fazit

Nach über einem halben Jahr Nutzung können wir sagen, dass sich der Aufwand voll und ganz gelohnt hat. Die Kids sind happy, da sie jetzt jeder einen eigenen kleinen Bereich für sich haben und wir Eltern sind froh nicht mehr jeden Abend die Sitzecke zum Bett umbauen zu müssen. Die Konstruktion hält nach wie vor bombenfest und wir haben keine Nachteile feststellen können.

Aktuell überlegen wir den Kindern am Fußende noch ein kleines Regal für Bücher und Spielzeug einzubauen.

Wir bereuen den Einbau des Etagenbetts in keinster Weise und können es allen Familien empfehlen, die sich ebenfalls sicher sind, dass sie das Wohnmobil zukünftig noch viel und gerne nutzen wollen. Ob es den Wiederverkaufswert durch den Umbau eher reduziert oder steigert, lässt sich schwer sagen und muss sicherlich in der Gesamtbetrachtung des Fahrzeugs bewertet werden.

Wenn du noch Fragen zum Einbau unseres Etagenbetts hast, kannst du sie gern hier in den Kommentaren stellen.

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