Ich möchte euch einen Einblick geben, wie wir es geschafft haben seit 2019 in unserem Wohnmobil zu leben und zu reisen.
Leben im Wohnmobil- Rückblick 2019
„In weniger als zwei Wochen starten wir! Das Leben im Wohnmobil als Familie, gestaltet sich derzeit noch recht einfach. Wir stehen mit dem Wohnmobil bei meinen Eltern auf dem Hof, haben Strom und Wasser soviel wir wollen. Es ist kein Problem unsere Toilette und unseren Abwassertank zu entleeren und duschen können wir ebenfalls „noch“ regelmäßig ohne Einschräkungen.“
Warum leben wir schon 4 Monate vor Reisebeginn im Wohnmobil?
Es war eine bewusste Entscheidung von uns, sich Step by Step an ein Leben im Wohnmobil zu gewöhnen. Zum Einen ist es für unsere Kinder, einfacher die Umstellung anzunehmen. Sie gewöhnen sich in einer für sie bekannten und geborgenen Umgebung an ihr Neues zu Hause und an den kleinen Lebensraum im Wohnmobil und wir haben in dieser Zeit einen Alltag auf so kleinen Raum für uns optimieren können. Uns erschien es zu stressig und ungewiss, mit zwei Kleinkindern ohne einen gewohnten Alltag einfach los zu reisen.
Unsere Kinder waren beim Start 2019 gerade mal eins und drei Jahre alt. Sie müssen 24/7 betreut werden, Jonas hat keinen eigenen Raum zum arbeiten und das alles muss auf 7 qm auch an Regentagen so harmonisch ablaufen, dass wir uns alle auch noch in einigen Jahren leiden können. Dank diese Zeit vor der Reise konnten wir unser Wohnmobil richtig kennenlernen, den Innenraum für uns optimieren und uns einen groben Alltag schaffen, der für alle klar geht. Das kurz vor Reisestart noch einige Schwierigkeiten und Hürden auf uns zu kommen, konnten wir nicht ahnen.
Finanzierung unserer ersten Langzeitreise im Wohnmobil
Ein nicht zu unterschätzender Punkt einer Langzeitreise ist das Startkapital. Auch wenn die monatlichen Einnahmen gesichert sind, braucht man gerade als Familie mit Kindern einen guten finanziellen Puffer. Wir denken es wäre unverantwortlich, da immer unvorhergesehene Dinge passieren können, für die ein guter finanzieller Puffer wichtig ist. Darauf zu vertrauen und zu hoffen, dass einem schon nichts passieren wird ist mit kleinen Kindern fahrlässig und davon möchten wir auch strikt abraten.
Eine finanzielle Absicherung ist wichtig
Wir brauchten 2019 vor dem Start unserer ersten Langzeitreise als Familie Startkapital, einen Notgroschen für schlechte Zeiten und noch einiges an Ausrüstung. Da wir erst Anfang des Jahres 2019 beschlossen haben, ins Wohnmobil zu ziehen, um Europa zu bereisen, mussten wir uns überlegen, wie wir nun in kürzester Zeit viel Geld zusammen bekommen.
Wir kündigten unsere Wohnung und sind im April 2019 in unser Wohnmobil gezogen. So konnten wir den größten Posten „Miete“ einsparen und in kürzester Zeit viel Geld sparen. Wir legten also direkt los und verkauften, verschenkten und entsorgten alles, was wir nicht mehr brauchten. Die persönlichsten und wichtigsten Dinge konnten wir bei meinen Eltern einlagern. Wir dachten darüber nach, unser Hab und Gut in einen Container einzulagern, um es bei unserer Rückkehr wieder nutzen zu können. Tatsächlich kostete die Einlagerung und Überwachung unseres Hausstandes für ein Jahr mehr Geld, als der ganze Kram überhaupt wert war. Damit wurde uns die Entscheidung, alles zu verkaufen und verschenken abgenommen.
Mit dem Spielzeug der Kinder tat ich mich schwer. Welches Spielzeug eignet sich im Wohnmobil, was brauchen wir, wie viel Klamotten, die Fragen hörten nicht auf und am Ende, wie so oft, vertraute ich auf mein Bauchgefühl.
Vorteile für einen vorzeitigen Einzug ins Wohnmobil
Nicht nur der finanzielle Aspekt stellt einen großen Vorteil dar. Wir konnten in Ruhe hier und da einige Dinge ändern, stellten fest, was wir noch verbessern möchten, wie viel Zeug wir wirklich brauchen und ob wir das Leben auf so kleinen Raum überhaupt gut finden. Wäre doch blöd, wenn wir auf Reisen nach 4 Wochen festgestellt hätten, dass ein Leben im Wohnmobil mit Kindern und Hund so gar nichts für uns ist. Nach den ersten vier Monaten im Wohnmobil wollten wir nicht wieder tauschen und unsere Vorfreude stieg täglich! Es war ein gutes Gefühl zu wissen, dass alle Entscheidungen absolut richtig waren. Dadurch entsteht eine innere Sicherheit, weitere Entscheidungen zu treffen, die vielleicht nicht der „gesellschaftlichen Norm“ entsprechen. Es lässt einen freier denken und größer träumen, mit einem stetig wachsenden Vertrauen in das Leben selbst.
Aller Anfang ist „gar nicht so“ schwer
„ Allem Anfang wohnt ein Zauber inne“ ein Zitat aus dem Gedicht „Stufen“ von Hermann Hesse.
Das Einschlafritual der Kinder hatte sich, seitdem wir im Wohnmobil leben, schon nach wenigen Tagen eingespielt. Die Kids schliefen wie selbstverständlich im Alkoven ein und haben es als ihr Neues zu Hause angenommen. Natürlich ist es eine enorme Umstellung und als Familie mussten wir uns komplett neu aufeinander einspielen. Wir lernten neue Seiten an uns kennen, denn auf so einem kleinen Raum sollten Unstimmigkeiten, die zwischen einem stehen, am besten sofort bereinigt werden. Immerhin sind wir nun von fast 100 qm auf ca. 7qm gezogen! Doch dieser Zauber ist allgegenwärtig und jeder von uns spürt ihn. Die Kinder freuten sich auf unsere Abenteuer, die noch vor uns lagen.
Woher nahmen wir uns die Sicherheit, es einfach zu wagen?
Es gab nicht zu einem einzigen Zeitpunkt die vermeintliche Sicherheit für uns- im Gegenteil! Die Sicherheit, diesen Schritt zu gehen, nahm ganz besonders ich aus meinem Bauchgefühl heraus. Ich wusste es einfach- und ich habe dem Leben vertraut! Als Jonas und ich vor fünf Jahren von unserer Langzeitreise aus Asien wiederkamen, haben wir uns gesagt, wir wollen, wenn wir eine Familie gegründet haben, mit einem Van Europa bereisen. Das Reisen ist bis heute unsere Leidenschaft. Doch mit Kindern haben solche Entscheidungen ein ganz anderes Gewicht. Die Vernunft hätte uns fast gekriegt- wir hatten Pläne für einen Neubau, die Zeichnungen waren fertig, ein Gespräch mit einem Finanzberater gab es auch schon. Es schien alles in die Richtung Hausbau zu gehen. Und dann im Winter 2018/2019 sagte ich eines Abends zu Jonas: „Ich will doch gar kein Haus!“
Alles zog sich in mir zusammen und ich wusste, ein Haus, ein Garten und ein immens großer Kredit würden uns niemals ein Leben führen lassen können, von dem wir eigentlich träumen. Wir würden unglücklich werden und nur aus der Vernunft heraus handeln. Wir wagten es, wir versuchten unseren Traum zu leben. Bekanntlich ist der Weg das Ziel und der „Zauber“ hat uns endlich wieder.
Wir blicken motiviert nach vorne
Unsere größte Sorge war es, dass die Kinder rebellieren und unseren neuen Lebensstil nicht annehmen werden. Doch es sah alles danach aus, als fühlten sie sich wohl. Bis heute hat sich nichts daran geändert. Unsere Jungs lieben es zu vereisen, neue Orte und neue Menschen kennenzulernen. Sie haben sich auch ohne Kindergarten und ohne diese vermeintliche Sicherheit zu sehr selbstbewussten Kindern entwickelt. Nächstes Jahr 2022 steht die Einschulung von Anton bevor. Nach den letzten zwei Jahren wissen wir, dass das Reisen und unser freier Lebensstil unsere Kinder zwar auf eine andere Art bildet, wie wir es in Deutschland gewohnt sind, aber er uns auch Dinge lehrt, die in keinem Klassenzimmer gelehrt werden können. Wir befinden uns gerade mitten in der Entscheidungsphase, wie sein und unser Weg als Familie zukünftig aussehen wird.
Wie sah unser Leben im Wohnmobil vor Reisebeginn aus?
Unser erster Schritt war getan, wir lebten als vierköpfige Familie im Wohnmobil. Jonas hat bis Ende August 2019 gearbeitet! Ich hatte mit beiden Kids einen Alltag gefunden, der uns allen schon viel besser gefiel, als es in unseren vier festen Wänden der Fall war. Obwohl wir wie oben beschrieben eigentlich noch mittendrin im Neufinden und organisieren gesteckt haben. Getauscht hätten wir alle zum derzeitigen Moment definitiv nicht mehr.
Was vermissen wir im Wohnmobil?
Wir vermissen rein gar nichts. Nichts von alldem, was wir ausgemistet, verkauft oder weggeworfen haben. Das Gegenteil ist tatsächlich der Fall. Wir haben uns damals von noch mehr Dingen getrennt. Auch im Wohnmobil liegen Kleinigkeiten einfach nur so rum und verharren in Schubladen. Sachen, die keiner wirklich braucht, die jeder besitzt und von denen wir uns aus irgendwelchen Gründen nicht trennen wollten.
Dieses stufenweise loswerden von Besitz und Konsum macht es uns auch leichter loszulassen und uns Stück für Stück glücklicher. Der deutlich geringere Platz macht uns bis heute keine Probleme. Die Kinder nutzen, wenn sie im Wohnmobil spielen, den Tisch, den Alkoven und sie spielen super gerne im Fahrerhaus. Wir haben zum Kochen drei Herdplatten, die absolut ausreichend sind. Unser Bad ist winzig, aber enthält alles, was wir brauchen. Als wir 2019 gestartet sind, hatten wir noch eine SOG Toilette. Wir haben 2020 umgerüstet auf eine Trockentrenntoilette, den Bau für eine Trockentrenntoilette findet ihr als ganzes Video auf Instagram.
Wir haben mittlerweile eine kleine Base in Deutschland, zu der wir immer wieder zurückkehren können, wenn uns danach ist. Nach längeren Reisen lieben wir es irgendwo ankommen zu können, um das erlebte zu verarbeiten.
Unsere Base kam zu uns, ein altes kleines Haus, welches wir Stück für Stück renovieren und das uns nicht in unserer Art zu leben und zu reisen hindert. Ohne unsere Entscheidung, die wir 2019 ohne Sicherheit getroffen haben, wären all das nicht in unser Leben getreten.
Wir spüren auch, dass sich unsere Reisen durch Europa langsam dem Ende neigen. Wir eine größere Langzeitreise außerhalb Europas und befinden uns in einer ähnlichen Situation wie im Winter 2018/2019. Es gibt lediglich diese eine Idee, diese Vision, aber wie zu Beginn unserer ersten Langzeitreise als Familie vertrauen wir auch diesmal auf unser Bauchgefühl, darauf, dass wir in die Umsetzung kommen werden und unsere Träume leben!
In nächster Zeit stehen bei uns viele Entscheidungen an. Wenn du wissen möchtest, was in unserem Alltag passiert, folge uns gerne auf Instagram und auch für weitere Inspirationen auf Pinterest.
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